Donnerstag, 12. März 2015

Klang-Bild-Stadtwanderung in Berlin

An dieser Stelle habe ich in letzter Zeit schon zweimal von 
Ausstellungen mit verschiedenen Künstlern berichtet. Ich selbst bin bestimmt
kein Künstler, aber in meiner Freizeit, nebst Familie, Alltag, Beruf und Kreativsein,
betätige ich mich in unserem dorfeigenen Kulturverein ehrenamtlich
als Verantwortliche für die Kunstausstellungen. Wir bieten Künstlern aus der
Umgebung die Möglichkeit, ihre Arbeiten in unserem wunderschönen Raum mit
direktem Seeanstoss und Garten zu präsentieren. 


Diese Ausstellung ist sozusagen ein Herzenswunsch von mir,
weil ich den Künstler schon lange kenne... Als einstiger Sandkastenfreund von
mir, hat er sich in der Zwischenzeit zu einem Vollblutkünstler entwickelt.
Wie der Titel schon beschreibt, malt Rainer Otto Hummel nicht nur Bilder,
nein, für ihn sind auch Klänge, Alltagsgeräusche und Konzerte Kunst.
Im letzten Jahr konnte Rainer einen viermonatigen Aufenthalt in Berlin verbringen,
in der Atelierwohnung der Zentralschweizer Kantone, welche jedes Jahr
drei professionellen Kulturschaffenden diese Möglichkeit bietet (hier nachzulesen).
Auf Instagram konntet ihr schon das eine oder andere Bild bewundern,
und heute nehme ich euch nun also zur Ausstellung mit.


Was ihr auf den obigen Bilder seht, sind «Bsetzistei» (Plastersteine) aus Berlin.
Diese Steine haben alle einen Bezug zu einem der entstandenen Bilder, d.h. ein jeder Stein,
hat den Künstler inspiriert oder war massgeblich an der Entstehung eines Bildes beteiligt.
So suchte Rainer z.B. eine bestimmte Strasse oder einen Platz auf, wo vor ihm,
ein berühmter Künstler in Berlin gelebt oder gearbeitet hat. Oder er traf auf Bettler, welche
er in Öl verewigt hat und hat als Erinnerung oder Mahnmal einen Stein gesammelt.

Rechts und auf dem ersten Foto könnt ihr quadratische Aquarell-Collagen sehen.
Es sind «Tageblätter». Die haben es mir ganz speziell angetan! Ich bin fasziniert von den 
Farben und bei genauerem Hinsehen hat ein jedes Bild eine Botschaft.
Ganz ungewöhnliche Sprüche oder Zitate oder Aktuelles, denn jedes dieser
Bilder entstand an einem Tag der viermonatigen Aufenthaltsdauer.
Der Künstler hat pro Tag je ein solches Bild gemalt. Total sind es 112 Bilder geworden!
So lässt sich nachverfolgen, was ihn genau an jenem Tag beschäftigt hat,
oder durch was seine Stimmung beeinflusst wurde...


Hierzu brauche ich vermutlich nicht viel zu sagen?!
Wer kennt nicht den einen oder anderen Promi, die eine oder andere Persönlichkeit...
Sei es Romy Schneider, David Bowie, Nina Hagen, Günter Grass, Albert Einstein,
Marlene Dietrich, Uschi Obermaier oder Samuel Beckett...
Alle diese «Persönlichkeiten» haben ihre Spuren in Berlin hinterlassen.
Und genau das hat den Künstler interessiert und er hat die ehemaligen Wohnstätten,
Wirkungsorte und Meilensteine dieser Zeitzeugen aufgesucht.


Ok, im ersten Moment werdet ihr jetzt denken: «Was für ein Gekritzel».
Wenn ich euch aber erzähle, dass dieses Bild lediglich aus einem einzigen Strich besteht,
werdet ihr das Bild mit anderen Augen sehen! Und erzähle ich euch, dass dieser
Trompetenspieler am Abend seines Auftritts vom Künstler gezeichnet wurde,
im halbdunkeln oder dunkeln, verrauchten und vollbesetzten Theater, Bar oder Bühne
entstand, werdet ihr vielleicht sogar staunen. So ging es mir zumindest.
Diese Einstrichzeichnungen, «Jazzlines» nennt sie der Künstler, sind wirklich etwas
ganz Besonderes. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, der schaut hier.
Und glaubt mir, man ist versucht, ganz nah hinzugehen und den Anfang und das Ende 
des Strichs zu suchen!


Und zu guter Letzt sind zusätzlich noch 112 Aquarelle auf Büttenpapier entstanden.
Wieder eins pro Tag... besser gesagt, pro Abend, denn was ihr hier seht,
ist der ganze Aufenthalt in Berlin. Woche für Woche aufgereiht, jeweils ein
Aquarell pro Abend mit dem Titel «Nachthimmel über Berlin».
Ich habe bei der Ausstellung versucht meinen Geburtstags-Himmel zu suchen...
Gar nicht so einfach, aber total spannend!


Der Ausschreibungstext für seine Ausstellung:
«Rainer Otto Hummel zeigt Arbeiten, die während seines Atelieraufenthaltes 2014 in Berlin 
entstanden sind. Beim Wandern durch die Stadt, von Juli bis Oktober, versuchte er
auf unterschiedlichste Weise, Berlin zu entdecken und wahrzunehmen. All die Eindrücke, 
des Geschauten und Gehörten, setzt er in verschiedenen Techniken um. 
Zeichnungen, Aquarell, Ölmalerei, Klang und Installation.»

Jetzt versteht ihr, was ich anfangs gemeint habe mit Vollblutkünstler!


Wer noch mehr erfahren will, hier einige Links:
die Reise, Jazzlines oder noch dieses Wochenende an der Ausstellung

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;-D alles Liebe Rania